DaWID: Datenzentrierte Wertschöpfungskettenplattform
- Ansprechperson:
Ali Sunyaev
- Projektgruppe:
Ali Sunyaev, Tobias Dehling, Jan Bartsch
- Förderung:
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
- Starttermin:
01.02.2020
- Endtermin:
31.01.2023
Motivation:
Informationen sind ein fundamentaler Bestandteil von Dienstleistungen, Plattformen und neuartiger Geschäftsmodelle innerhalb der modernen IT. Diese Informationen entstammen zumeist den verarbeiteten und aufbereiteten Daten von Bürgern:innen, welche diese z. B. aktiv eingeben oder in Form von Messergebnissen (z. B. über IoT-Geräte) bereitstellen. Eine großflächige Sammlung von Daten wird somit von digitalen Dienstleistern angestrebt.
Dabei kann es leicht passieren, dass Bürger:innen die Übersicht verliehen, wo ihre Daten gespeichert werden und wer sie nutzen darf.
In diesem Szenario besteht das Risiko, dass individuelle Bürger:innen nicht mehr die Souveränität über die eigenen Daten haben.
Ziele:
Das Projekt DaWID zielt darauf ab, eine Metaplattform zu erstellen, die Bürger:innen Möglichkeiten bietet ihre Datensouveränität sicherzustellen. Es werden plattformübergreifende Mechanismen geschaffen, um bisher singuläre Dienste und Plattformen zu verknüpfen. Dies erlaubt es eine datengetriebene Wertschöpfungskette zu erstellen: Die Daten werden gesammelt und durch eine orchestrierte Folge von Diensten entlang der Kette veredelt und in einen gemeinsamen Kontext gebracht. Damit wird der Wert der abgeleiteten Informationen durch jeden weiteren Schritt entlang der Kette erhöht. Das so erzeugte Datenprodukt wird den initialen Kunden:innen und/oder potenziell weiteren Parteien zur Verfügung gestellt. Damit wird DaWID verbesserte Monetarisierungsmöglichkeiten der Daten von und für Bürger:innen und Firmen bieten. Die Verarbeitung und Bereitstellung der Daten folgt dabei den Anforderungen der Bürger:innen.
Hintergrund:
DaWID wird zwei fundamentale Herausforderungen bewältigen:
Erstens, die Datensouveränität (Data Use, Data Access, Data Provenance) der Bürger:innen wird hergestellt. Bisher liegen die eigenen Daten nicht bei sich selbst, sondern auf verteilten Plattformen. Eine Nachvollziehbarkeit zu Nutzung (Data Provenance), Verwendung und Weitergabe der Daten ist somit noch nicht gegeben, Steuerungsmechanismen sind nicht vorhanden.
Die bisher unabhängig agierenden Plattformen müssen zu einem einzelnen Ökosystem verbunden werden. Leistungen können so entlang einer datengetriebenen Wertschöpfungskette erbracht werden. Angedacht sind dabei C-to-B-to-B(-to-C) Modelle. Ökonomische Einflussfaktoren einer solchen Metaplattform sind zu untersuchen. Da die Daten des Individuums das grundlegende Gut der Wertschöpfungskette sind, sind Verfahren zur Wertbestimmung notwendig, um den Bürger:innen ein Gefühl für den Wert ihrer Daten zu geben.
Digitale Plattformen und intelligente Geräte rücken immer mehr in unseren Alltag und speichern Daten bei ihrer Verwendung. Die ethischen Implikationen, welche durch die Analyse von Geschäftsmodellen entstehen, die auf solchen Daten aufbauen, müssen ebenfalls bedacht werden. Deswegen werden im Kontext von DaWID ethische, soziale und rechtliche Fragen zu datennutzenden und datenverarbeitenden Geschäftsmodellen untersucht.
Durchgeführt wird DaWID von einem Konsortium von Vertretern aus Industrie und Forschung. Das Konsortium besteht dabei aus: Dem Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik (ISST, Dortmund; Verbundkoordinator), dem Institute for Digital Transformation in Healthcare (idigiT, Witten), dem Fraunhofer-Zentrum für Internationales Management und Wissensökonomie (IMW, Leipzig), T-Systems International GmbH - IoT Data Analytics (Berlin) und dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT, Karlsruhe). Vertreter des KIT ist die Forschungsgruppe Critical Information Infrastructures (cii) am Institut für Angewandte Informatik und Formale Beschreibungsverfahren (AIFB) unter Leitung von Prof. Dr. Ail Sunyaev.
Im Verlauf des Projekts wird die cii-Gruppe Methoden zur Beschreibung und technischen Realisierung von Datenverarbeitungsketten erstellen. Mechanismen zur Etablierung der Datensouveränität der Bürger:innen werden untersucht. Dazu müssen die Bürger:innen in die Lage versetzt werden, den Fluss ihrer Daten/Informationen über die beteiligten Plattformen zu verfolgen und zu beeinflussen. Die Absichten der Bürger:innen bezüglich ihrer Datennutzung müssen in maschinenlesbarer Form eingepflegt, mit den zugehörigen Daten vernküpft und über alle Plattformen durchgesetzt werden. Es ist auch notwendig, mögliche Informationsflüsse über die Plattformen hinweg zu verstehen und die Speicherung und Übertragung der Daten zu sichern. Diese Ziele zu erreichen und gleichzeitig eine reibungslose Datennutzung über mehrere Dienste hinweg zu ermöglichen, ist eine Herausforderung.
Es wird ein Überblick über etablierte Datenverarbeitungsketten und ihre Aspekte gegeben. Um die Eignung von zuvor identifizierten und existierenden Methoden zur Erfassung von Datenverarbeitungsketten zu testen, wird ein Bewertungsschema erstellt und angewendet. Solche Methoden müssen in der Lage sein, die Datenverarbeitungskette von der Erfassung über die Aufbereitung bis hin zur Nutzung der Daten zu untersuchen.
Als Ergebnis wird eine für das DaWID-Projekt geeignete Datenverarbeitungskette erstellt, implementiert und iterativ verbessert.
Um existierende Plattformen, wie den Industrial Data Space und den Data Intellegence Hub ideal zu nutzen, wird die cii-Gruppe besonders nahe mit dem Fraunhofer ISST und T-Systems zusammenarbeiten.
Gefördert wird DaWID vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), mit der VDI/VDE Innovation + Technik GmbH als Projektträger.
DAWID ist für den Zeitraum zwischen Februar 2020 und Januar 2023 angesetzt.
Weitere Informationen:
Weitere Informationen über das DaWID-Projekt finden Sie auf https://www.dawid-projekt.de/.